Was ist Globales Lernen?


Globales Lernen ist die Vermittlung einer globalen Perspektive und die Hinführung zum persönlichen Urteilen und Handeln in globaler Perspektive auf allen Stufen der Bildungsarbeit. Die Fähigkeit, Sachlagen und Probleme in einem weltweiten und ganzheitlichen Zusammenhang zu sehen, bezieht sich nicht auf einzelne Themenbereiche. Sie ist vielmehr eine Perspektive des Denkens, Urteilens, Fühlens und Handelns, eine Beschreibung wichtiger sozialer Fähigkeiten für die Zukunft. Das Globale Lernen beinhaltet eine Vielzahl pädagogischer Ideen und somit eine Möglichkeit auf die Herausforderungen der Entwicklung in der Welt pädagogisch zu reagieren. Ob in der Schule, im Beruf oder im Alltagsleben geht es darum, Kinder, Jugendliche und Erwachsen zu befähigen, „global zu denken“ um „lokal handeln“ zu können. Dabei orientieren sich gegenwärtige Bildungsauffassungen wieder stärker an der Wiederbelebung der Erfahrungen des Einzelnen und der Interaktion zwischen den Menschen sowie dem Lernen mit allen Sinnen. Globales Lernens stellt sich mit dem Hauptlernziel "die Veränderung zu lernen" nicht nur die Forderung, vernetztes Denken verstärkt zu entwickeln, sondern auch die Mitwirkung jedes/r Einzelnen und dessen/deren Verantwortungsbewusstsein gegenüber den Komplexitäten der globalen Entwicklungen anzuregen.

Durch die Umsetzung der didaktischen und methodischen Grundsätze, wie Denken in Zusammenhängen, antizipatorisches, partizipatorisches und personenzentriertes Lernen sowie situatives und ganzheitliches Lernen wird die Selbstreflexion, das Nachdenken über das eigene Denken und Verhalten gefördert. So wird soziales und ökologisches Verhalten erlernt und weiterentwickelt. Durch die Aufarbeitung einer Thematik aus verschiedensten Perspektiven, durch die Einbeziehung kultureller, informativer, sozialer, ethischer und politischer Aspekte werden verschiedene Bewusstseinsebenen angesprochen. Deshalb ist didaktische Kreativität ebenso wichtig wie profundes Fachwissen. Die Verbindung von beiden kann die Einsichten in komplexe Zusammenhänge eröffnen.
Das wichtigste Ziel des Globalen Lernens ist es, Kindern und Jugendlichen die Mittel zu geben, wichtige Fragen, wie z. B. den Erfahrungen im Umgang mit den Medien oder auf welchem Niveau und wie kann meine Meinung Ausdruck finden und Einfluss ausüben und wo sind Einflussfaktoren beschränkt, selbständig beantworten zu können.

Die entwicklungsbezogene schulische und außerschulische Bildungsarbeit kann sich an den vier Leitideen des Globalen Lernens orientieren:
1. Bildungshorizont erweitern, d. h. Bildung fördert die Fähigkeit, die Einheit der menschlichen Gesellschaft, die globalen Zusammenhänge und die eigene Position und Teilhabe daran wahrzunehmen.
2. Identität reflektieren und Kommunikation verbessern, d. h. Bildung fördert die Fähigkeit, aus der Sicherheit der eigenen Identität heraus mit anderen Menschen in offenen Kontakt zu treten, die Welt auch aus der Sicht anderer zu betrachten und auf der Basis verschiedener Betrachtungsweisen innerhalb der globalen Gesellschaft Urteile zu bilden.
3. Lebensstil überdenken, d. h. Bildung fördert die Fähigkeit, eigene Entscheidungen, eigenes Handeln (oder Nichthandeln) im Hinblick auf die globale Gesellschaft, die sozialen und ökologischen Folgen und die Auswirkungen für die Zukunft zu reflektieren. Verbindung von lokal und global, d. h. Bildung fördert die Fähigkeit, auf der Basis von Erfahrungen lokalen Handelns als Mitglied der globalen Gesellschaft und in Zusammenarbeit mit anderen auch Einfluss im Hinblick auf die Bewältigung globaler Herausforderungen (Entwicklung, Umwelt, Frieden, Menschenrechte) auszuüben.

Das Globale Lernen bildet kein abgeschlossenes, neues Lernkonzept, sondern stellt infolge der Globalisierung eine Erweiterung des Bildungshorizontes dar, wobei Zusammenhänge, Überschneidungen der gemeinsamen Teilbereiche in das Zentrum gerückt werden. Es versteht sich als pädagogische Antwort auf globale Entwicklungs- und Zukunftsfragen. Bildung kann vermitteln zwischen Nähe und Ferne, zwischen Vertrautem und Fremdem, zwischen dem Ich und den Anderen. Im globalen Zeitalter muss Bildung dazu beitragen, das Unmittelbare, Lokale, Vertraute in seinen weltweiten Bezügen begreifen zu können. Es hat seine Wurzeln nicht nur in einer Weiterentwicklung pädagogischer Ansätze und Modelle, sondern in dem Prozess der Globalisierung selbst. Allen Modellen ist gemeinsam, dass sie auf eine Weltgesellschaft hin ausgerichtet sind und dazu beitragen sollen, dort
· den eigenen Standort zu bestimmen,
· Zusammenhänge zu verstehen sowie
· Handlungs- und Gestaltungskompetenz zu entwickeln.
Das Globale Lernen knüpft an andere Konzepte an und erweitert sie, indem deren Anliegen aufgenommen werden und durch die Einbeziehung der Globalen Perspektive zu neuer Aktualität gelangen.

Es geht nicht nur darum, Informationen über Länder des Südens zu vermitteln, sondern auch über die eigene Gesellschaft. So wird die Fähigkeit geschult, eigenes Handeln im Hinblick auf die sozialen und ökologischen Folgen für die Zukunft zu reflektieren. Das schließt eine Reflexion der eigenen Identität ein, um so aus der Sicherheit der eigenen Identität hinaus, die Sicht- und Handlungsweisen anderer Menschen anzuerkennen. Durch die selbstreflexive Wahrnehmung wird eine offene, multiperspektivische Weltsicht, der Umgang mit dem Fremden, gefördert. Diese Sicht ist nicht nur nach außen gerichtet, sondern bezieht die eigene multikulturelle Gesellschaft mit ein. Die Wechselwirkungen und Berührungspunkte mit dem persönlichen Leben sollen verdeutlicht und auf die Veränderungsfähigkeit hingewiesen werden. Die Erziehung zur Empathie, Solidarität, zu kulturellem Respekt und zur Fähigkeit Sachlagen und Probleme in einem weltweiten und ganzheitlichen Zusammenhang zu sehen, sind Ziele des Globalen Lernens.
Durch die Leitideen und didaktisch-methodischen Grundsätze, die vor allem auf Denken in Zusammenhängen und zukunftsorientiertes Lernen abheben und einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, durch den kulturelle, informative, soziale, ethische und politische Aspekte einbezogen werden und der einen ständigen Perspektivwechsel ermöglicht, ist die Ganzheitlichkeit des Lernens gegeben. Die Menschen sollen befähigt werden, „ihren eigenen Standort im Rahmen von Globalisierungsprozessen zu reflektieren und Entscheidungen über persönliches Handeln im Hinblick auf eine zukunftsfähige Alltagsgestaltung zu treffen“ (Arbeitskreis, S. 61).
Es ist die Aufgabe, Kinder, Jugendliche und Pädagogen in schulischen und außerschulischen Zusammenhängen und darüber hinaus die interessierte Öffentlichkeit, für Fragen der Entwicklungspolitik und der Entwicklungszusammenarbeit zu sensibilisieren und zu aktivieren und dabei immer nach dem Prinzip der Orientierung am Machbaren zu verfahren.

Veranstaltungen des Globalen Lernens sind geeignet,
· die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung,
· sozialer Gerechtigkeit,
· wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit,
· politischer Stabilität und
· ökologischem Gleichgewicht transparent zu machen und
· zur Mobilisierung breiter gesellschaftlicher Kräfte beizutragen.

Den direkt oder indirekt Beteiligten wird deutlich, dass die Globalisierung alle Teile der Welt erreicht und damit der Begriff „Eine Welt“ keine Worthülse darstellt. Es wird nachvollziehbar, dass alle Völker ihren eigenen Entwicklungsweg finden müssen, das ein „voneinander Lernen“ auch uns bereichert. Globales Lernen ist geeignet, einen Bewusstseinsschub durch aktives, teilnehmer- und handlungsorientiertes partizipatives Lernen zu erzeugen. Dabei muss das Prinzip des Machbaren berücksichtigt werden. „Jeder Prozess politischen Lernens ist davon abhängig, in welchem Maße der Einzelne davon ausgeht, an politischen, wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen mitwirken zu können. Gefühle politischer Ohnmacht lähmen politisches Lernen. Der entsprechenden Gefahr kann dadurch begegnet werden, innerhalb allgemeiner Perspektiven konkrete persönliche Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Das kognitive Ziel – die Wichtigkeit der Entwicklungspolitik besser zu vermitteln – muss also um das affektive Lernziel ergänzt werden, sich als Staatsbürgerin und Staatsbürger auch praktisch engagieren zu können.“

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